Originaltitel: STATE OF PLAY

USA/GB 2009, 132 min
FSK 12
Verleih: Universal

Genre: Thriller, Drama

Darsteller: Helen Mirren, Ben Affleck, Russell Crowe, Jason Baterman, Rachel McAdams

Regie: Kevin MacDonald

Kinostart: 18.06.09

7 Bewertungen

State Of Play

Porentief Old School

Um den Kopf weht eine zottlige Matte, über den Schultern schlackert ein abgewetztes Cordjackett. Und wenn er mit seinem schrottreifen und unappetitlich zugemülltem Saab durch die Straßen kurvt, grölt er dabei auch schon mal kämpferisch keltische Traditionals, die er selbstredend noch von Kassette hört. Cal McCaffrey heißt dieser Typ. Ein Zeitungsjournalist. Und zwar einer ganz alten Schlages. Was man vor allem merkt, wenn ihm die attraktive Della Frye über den Weg läuft. Auch sie, wie McCaffrey, angestellt beim renommierten „Washington Globe.“ Nur daß Della – und da zieht sich die Stirn des alten Hasen beim Anblick des jungen Häschens dann doch verächtlich kraus – in der Onlineredaktion zu tun hat. Kein Ort für echte Journalisten!

Zwei akkurat ausgearbeitete Gegensätze, die sich zwangsläufig anziehen. Was zugegeben wie der Anfang zu einer flotten Beziehungskomödie klingt. Und manchmal wünscht man sich, daß STATE OF PLAY etwas mehr davon hätte. Also sagen wir mal, etwas mehr von Howard Hawks SEIN MÄDCHEN FÜR BESONDERE FÄLLE (1940) und etwas weniger von Alan J. Pakulas DIE UNBESTECHLICHEN (1976).

Natürlich, so gut wie dieser ist dann Kevin MacDonalds STATE OF PLAY nicht. Aber er zehrt ganz geschickt vom Mythos des unkonventionellen, toughen, mit allen Wassern gewaschenen, vor allem aber der Wahrheit verpflichteten Typus von Zeitungsjournalisten, dem Pakulas Watergate-Film einst ein Denkmal setzte. Denn auch hier geht es darum, daß so einiges faul ist im Staate. Da geschehen eine Reihe scheinbar zusammenhangloser Morde. Eines der Opfer war Sekretärin beim idealistischen Kongreßabgeordneten Stephen Collins. Der ist wiederum ein alter Freund McCaffreys. Welcher instinktsicher eine große Sache wittert – ein gewaltiges Komplott, bis in höchste Regierungskreise.

STATE OF PLAY (basierend auf der gleichnamigen BBC-Miniserie) eröffnet virtuos mit einer Unzahl von Handlungssträngen, die MacDonald ausgesprochen straff und souverän zu handhaben weiß. Das ist fantastisches Kinohandwerk. Da stimmt das Timing, die Dialoge, die Anspielungen. Und man sieht Schauspieler, die ihren Job nicht nur beherrschen, sondern auch Spaß daran haben. Doch vor allem ist STATE OF PLAY eine Beschwörung des journalistischen Ethos und eine knarzige Liebeserklärung ans gute, seriöse Printmedium. Ein Film alter Schule über den Journalismus alter Schule. Bleibt zu hoffen, daß beides niemals aussterben möge.

[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.