Originaltitel: STEVE JOBS

USA 2015, 123 min
FSK 6
Verleih: Universal

Genre: Biographie

Darsteller: Michael Fassbender, Kate Winslet, Seth Rogen, Jeff Daniels

Regie: Danny Boyle

Kinostart: 12.11.15

5 Bewertungen

Steve Jobs

Konzentriertes Charakterporträt voll gestischer Nuancen

Walter Isaacson ist ein Autor, der sich gern dem Leben sogenannter „großer Männer“ widmet. Also Typen wie Kissinger, Franklin, Einstein. Den größten Erfolg aber hatte Isaacson im Jahr 2011 mit einem Buch über einen anderen, auch anders „großen Mann.“ Einen, wegen dem besagtes Buch schon auf Bestsellerlisten landete, bevor es überhaupt im Handel erschien. Irre genug. Aber schließlich geht es um „Steve Jobs. Die autorisierte Biografie des Apple-Gründers.“ Eine Lektüre also von, wie es so schön heißt, allgemein relevantem Interesse. Nur: Reicht das schon aus als Legitimation für einen Film?

Prinzipiell: nein. Im konkreten Fall: ja. Einfach, weil Drehbuchautor Aaron Sorkin und Regisseur Danny Boyle die Sache klug angingen. Die Geschichte runterbrechend vom lockend schnieken Zeitgeistgemälde zum intimen Charakterporträt. STEVE JOBS offenbart sich als ein dramaturgisch so simpel wie clever gebautes Kammerspiel. Dreiaktig in der Struktur, zeigt es den Titelhelden in den angespannten Stunden, Minuten, Augenblicken vor jeweils eben drei großen, offiziellen Produktpräsentationen zu verschiedenen Zeiten. Macintosh (1984), NeXT(1988) und schließlich iPod (2001) sind die Kreationen, die unters Volk gebracht werden sollen. Daß selbiges zum Teil darauf wartet, als gehe es um Offenbarungen göttlichen Ausmaßes, ändert nichts an der Tatsache, daß hinter den Kulissen alles andere als freundliches Einvernehmen und die Gelassenheit des Erfolges herrschenm, es kurzum nur allzu menschlich zugeht.

Ganz bei der Titelfigur ist dieser Film. Keine Szene, in der Steve Jobs nicht vorkommt. Und natürlich ist es von Vorteil, daß Michael Fassbender diese Rolle spielt. Also eben kein wandelnder Method-Acting-Manierismus à la Christian Bale. Welchen, so köchelt die Gerüchteküche, der ursprünglich für die Regie vorgesehene David Fincher besetzen wollte. Studio und Regisseur wurden sich nicht einig. Dem Film tat es gut.

Es ist bemerkenswert, wie zurückgenommen einer spielen kann – und doch omnipräsent ist. Fassbender vermag genau das (wie jetzt ebenfalls in MACBETH zu überprüfen ist). STEVE JOBS ist ein Film der geschliffenen Dialoge und gestischen Nuancen. Das Porträt eines sozial schwer kompatiblen Mannes. Hochintelligent, visionär, oft verletzend. Verschlossen in der Rüstung der Ratio gegen die Zumutungen der Emotionen. Und sich zugleich seinen Traum technischer Perfektion und ästhetischer Vollkommenheit verwirklichend.

[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.