Originaltitel: THE GIRL WITH ALL THE GIFTS

USA/GB 2016, 111 min
FSK 16
Verleih: Universum

Genre: Horror, Komödie, Drama

Darsteller: Glenn Close, Gemma Arterton, Paddy Considine, Anamaria Marinca

Regie: Colm McCarthy

Kinostart: 09.02.17

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The Girl With All The Gifts

… im Film, der alles hat?

Es wäre eine normale Schulstunde, stünde nicht die süße Miss Justineau mit Geruchsblocker eingeschmiert vor gefesselten Kindern. Jene wiederum können aggressiv die Zähne ausfahren und werden manchmal zu Dr. Caldwell gebracht, einer Wissenschaftlerin, die etwas zu ambitioniert Schädel spaltet. Kaum aus Freude an der Sache, sondern auf der Suche nach einem Heilmittel, hat doch ein Pilz die Menschheit in „Hungries“ verwandelt – „Zombies“ sagt man heute ja nicht mehr. Allein die erwähnten Kurzen können ihre Triebe einigermaßen kontrollieren und fungieren daher als letzte Hoffnung. Unter ihnen: die hyperintelligente, heftig strebsame (ergo recht nervige, darin aber toll gemimte) Melanie. Als Hungries die beherbergende Militärbasis einnehmen, beginnt der Kampf um eine reichlich ungewisse Zukunft …

Alte Geschichte, neue Interpretation, frischer Wind – so könnte man bei nachlässiger Ansicht knapp urteilen und läge großteils richtig. Tatsächlich haben darstellerische Pfunde wie Glenn Close oder Gemma Arterton nicht etwa aus lustloser Leicht-verdientes-Geld-Narretei heraus bei einem billigen Horrorschinken unterschrieben, es gibt hauptsächlich für Close wirklich einiges zu spielen, Charaktere zu entwickeln, echte Dialoge zu sprechen. Wobei selbige manchmal uneins scheinen, ob sie ganz doll ernsthaft oder lieber putzig klingen wollen. Was eine grundsätzliche Richtungsfrage definiert: Soll das vorfreudige Publikum ein Drama erschüttern, eine Komödie erheitern, ein Actioner kräftig im Sessel schütteln? Das Drehbuch weiß es ebenso wenig wie der Regisseur, folglich alles reinwerfen und schauen, wie's läuft. Humortechnisch insgesamt ziemlich mittel, obwohl der böse Hänsel-und-Gretel-Anlock-Gag für wahre dunkle Freude sorgt.

Manche schön abartigen Ideen stehen ihm da wenig nach, die irritierend miesen Masken und eher lala gelungenen Bluteffekte allerdings schon schwer im Weg. Beides bleibt verblüffend verzichtbares Beiwerk, auch Hungries im Zack-Snyder-Tempomodus (der Genrefreund stöhnt wohl leise auf) laufen buchstäblich eher nebenher. Echtes Unwohlsein bringen hingegen praktisch durch die Füße kriechender Sound und schrägmelodische Musik, perfekt den selbstgewählten Handlungsanspruch ergänzend. Bis hin zum Ende, dessen motivische Symbiose aus Hoffnungslosigkeit, Neubeginn und gleichsam beschützender wie verdammender Liebe überrascht.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...