Originaltitel: VARDA PAR AGNÈS

F 2018, 115 min
FSK 0
Verleih: Film Kino Text

Genre: Dokumentation, Biographie

Regie: Agnès Varda

Kinostart: 06.02.20

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Varda par Agnès

Eine letzte Plauderei mit der Grande Dame der Nouvelle Vague

Agnès Varda gehörte zu den ganz großen Regisseurinnen unserer Zeit. Sie prägte den europäischen Film genauso wie ihre Nouvelle-VagueKollegen Jean-Luc Godard, Alain Resnais oder Claude Chabrol, mußte aber immer ein Stückchen mehr um Anerkennung kämpfen. Als sie im März vergangenen Jahres mit 90 Jahren starb, trauerten Filmfans in aller Welt um die einzigartige und politisch hellwache Künstlerin.

Mit ihrem letzten Film hat die „Großmutter der Nouvelle Vague“ eine selbstbewußte und dennoch uneitle Reflexion des eigenen Schaffens vorgelegt, die sie noch selbst persönlich auf der Berlinale 2019 präsentiert hat. Sie reflektiert darin anekdotenreich, pointiert und unterhaltsam über ihr Leben und ihre Arbeit als Filmemacherin (und Produzentin), Fotografin und Installationskünstlerin. Mit leichter Hand führt sie die Zuschauer durch ihr Schaffen, verweilt ein wenig länger bei frühen Schnittexperimenten, ihrer Arbeit mit herausragenden Schauspielerinnen wie Sandrine Bonnaire oder ihrer besonderen Liebe für den Dokumentarfilm. Varda ist eine begnadete Erzählerin, die weder vor kritischen Themen haltmacht, noch dazu neigt, das eigene Schaffen über Gebühr zu idealisieren. Mit Offenheit, feinem Humor und verschmitzter Selbstironie nimmt sie uns mit auf eine autobiographische Reise, an deren Ende kein Denkmal steht, sondern eine Vielzahl von Denkansätzen, die bis heute hochaktuell sind.

Lohnt sich dieser Film auch für diejenigen, die das Varda-Universum bisher noch nicht für sich entdeckt haben? Ja, wer französische Autorenfilme oder Dokumentarfilme mit klarer, künstlerischer Handschrift mag, für den ist VARDA PAR AGNÈS eine wunderbare Möglichkeit, eine Cineastin zu entdecken, die den Film des letzten Jahrhunderts wirklich geprägt hat. Für all diejenigen, die nach Weinstein und #MeToo auf der Suche nach einer starken feministischen Stimme sind, ist der Film Inspiration und Ansporn zugleich.

Und für die hartgesottenen Fans bietet sich hier die letzte Gelegenheit, die Künstlerin ganz in ihrem Element zu erleben. Übrigens: Wer nach all den schönen Filmausschnitten Lust bekommt, sich Vardas beste Filme noch einmal komplett anzusehen, sollte dazu nicht gleich Amazon oder YouTube bemühen, sondern unbedingt einen Blick auf ihre Webseite Cine Tamaris werfen, wo viele ihrer Filme direkt angeboten werden.

[ Luc-Carolin Ziemann ] Carolin hat ein großes Faible für Dokumentarfilme, liebt aber auch gut gespielte, untergründige Independents und ins Surreale tendierende Geschichten, Kurzfilme und intensive Kammerspiele. Schwer haben es historische Kostümschinken, Actionfilme, Thriller und Liebeskomödien ... aber einen Versuch ist ihr (fast) jeder Film wert.