Originaltitel: THOROUGHBREDS

USA 2017, 93 min
FSK 16
Verleih: Universal

Genre: Drama, Thriller

Darsteller: Olivia Cooke, Anya Taylor-Joy, Anton Yelchin, Paul Sparks

Regie: Cory Finley

Kinostart: 09.08.18

2 Bewertungen

Vollblüter

Erzähl mir nichts vom Pferd!

Es gibt ja meisterhafte Filme, die glatt übersehen werden. Weil nicht an jeder dritten Litfaßsäule das Poster haftet, dessen Motiv eher unaufgeregt geriet und mit einer ebenfalls kaum an die Gurgel springenden Tagline à la, sagen wir, „Gute Mädchen können auch böse“ lockt. Natürlich mag all das gleichermaßen nur bedeuten, daß drunter schlicht ein müdes Ding lauert. Was auf VOLLBLÜTER zutrifft? Finden wir’s raus.

Und beobachten in Kapitel 1, wie zwei recht namhafte Jungschauspielerinnen drohenden Image-Verkrustungen den Mittelfinger zeigen: Olivia Cooke mimt Amanda, wortwörtlich emotionslos, die Diagnose einer psychischen Störung liegt vor. Anya Taylor-Joy erleben wir parallel als eigenbrötlerische, bis zum Exzeß strebsame Lily. In beiden Fällen funktioniert die Bürstung gegen den Strich zumindest zunächst bloß bedingt, zu künstlich wirken die Charaktere, von der deutschen Synchronisation ganz zu schweigen. Jedenfalls nähern sich Amanda und Lily trotz höchster Ungleichheit (wieder) an, plötzlich sind’s beste Freundinnen, die über dunkle Seiten plaudern, später nach Mord gieren. Und wir stecken drin im humanen Abgrund, den das US-Kino buddelte. Heißt: Düster dräuende und oft auf Stelzen laufende, bei freundlicher Expertise dabei nicht immer sinnvolle Dialoge prasseln in Schlagabtausch-Manier; wo normal kommunizierende Menschen Atempausen machen, dienen diese hier lediglich dem vermeintlich dramatischen Effekt.

Es folgt – Sie ahnten es – Kapitel 2 und gefällt sich im Einsatz wechselnder Farbfilter ebenso wie nun cool verschleppter Gespräche. Ein „gorillafotziger Vollidiot“ und „Dreckskinder“ kommen zur Sprache, tiefere Bedeutung wabert pausenlos: Es muß was transportieren wollen, wenn zum Beispiel Lily starren Blickes Erbsen einzeln von der Gabel nascht! Irgendwas! Unvermittelt dann Grund zur ausgelassenen Heiterkeit, denn wirklich ernst kann man das auf ausgelatschten Psychospielchen-Pfaden schleichende Dahergerede schon nicht mehr nehmen: „Ich hab’ gehört, Du hast Fotos vom Pferd?!“

Kapitel 3 führt zu weiterer Festigung des Eindrucks, das Skript hätte uns, bildlich formuliert, ungefragt von der Seite angequatscht, um en détail seine verzichtbare Lebensgeschichte zu erzählen. Dazu einiger Groll, da auf der Tonspur wahre Kunst (konkret das „Ave Maria“) überflüssigen Zeitlupen-Blödsinn untermalt. Abwürgen inklusive, damit eine unbeholfene Action-Sequenz abrollen darf. Das also auch alles erledigt, was könnte noch fehlen? Genau: ein bißchen gequälter Humor! Die Verbrechensplanung richtet’s.

Weswegen final beurteilt doch ziemlich gute Darsteller und ein in Kapitel 4 verorteter Twist nix reißen, zumal selbiger, bis zur Ewigkeit gezogen, am bereits dünn gezerrten Geduldsfaden zupft. Aber schließlich ist die krampfhaft auf böse getrimmte Chose nach anderthalb keine Sekunde zu kurzen Stunden an ihrem Ende angelangt – Erinnerungswert generiert sie einzig als Anton Yelchins letzter Film.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...