Originaltitel: BLACK TEA

F/Mauretanien/Luxemburg/Elfenbeinküste/Taiwan 2024, 111 min
Verleih: Pandora

Genre: Drama, Poesie, Liebe

Darsteller: Nina Melo, Chang Han

Regie: Abderrahmane Sissako

Kinostart: 19.06.25

Black Tea

Faszinierende Innenansichten

2014 war das, als TIMBUKTU in die Kinos kam. Der damals für den Auslands-OSCAR nominierte Film des mauretanischen Regisseurs Abderrahmane Sissako zeigt eine faszinierende Innenansicht der westafrikanischen Stadt – und lieferte eine wirklichkeitsnahe und darin bittere Bestandsaufnahme davon, was es heißt, unter einem islamistischen Regime leben zu müssen.

Zwischen Sissakos neuem Film BLACK TEA und dem Vorgänger TIMBUKTU liegen nicht nur gut zehn Jahre, sondern auch Welten. Und doch korrespondieren die Filme subtil miteinander: BLACK TEA handelt von Aya, die bei ihrer Hochzeit kurz vorm Ja-Wort die Reißleine zieht und nicht nur Ihrem verdatterten Fast-Gatten, sondern auch ihrer Heimat, der Elfenbeinküste, den Rücken kehrt. In der südchinesischen Millionenmetropole Guangzhou wagt Aya ein neues Leben. In dem spielen bald der 15 Jahre ältere chinesische Teehändler Wang und sein kleines, feines Geschäft eine tragende Rolle.

Auch BLACK TEA bietet eine faszinierende Innenansicht: Vom Mikrokosmos der afrikanischen Migranten-Szene in Guang-zhou aus weitet Sissako den Blick, schwebt geradezu durch die belebten Straßen der Stadt, schwelgt in der Stille des Teegeschäfts und den Ritualen der Teezubereitung. Und läßt aus diesen Beobachtungen eine Geschichte wachsen, die von Liebe und Identität, kulturellen Grenzen und Exil, einer Welt, die sich verändert, von Lebensträumen und Schuld spricht. Tief und ruhig atmend, mit spürbarer Zuneigung für seine Figuren, vollführt BLACK TEA dabei eine raffinierte Kreisbewegung: Die Was-wäre-wenn-Pointe am Ende der Geschichte könnte trauriger nicht sein – es sei denn, man liest sie als den eigentlichen Anfang.

[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.