Editorial 11/23

[ 02.11.2023 ] Der immense Erfolg des Films SOUND OF FREEDOM, der in den USA von einer sich auf religiöse Stoffe fokussierenden Produktionsfirma in die Kinos gebracht wurde, wird noch immer von Marktteilnehmern bestaunt und auch beneidet. Allerdings haftete dem Film von Beginn an das Label „umstritten“ an. Nun ist es heutzutage ja so, daß „umstritten“ häufig eine astreine Ehrenbezeichnung darstellt, jeder, der gerade in den letzten Jahren in den Ruf kam, „umstritten“ zu sein, darf sich schon mal selbst gratulieren, gewiß nicht alles falsch gemacht zu haben. SOUND OF FREEDOM war schon durch seine Herausbringung „umstritten“, da ein kirchlicher Eckensteher der Branche mittels einer im Filmgeschäft noch eher unüblichen Multiple-Prebuy-Kampagne eine immense Zahl von Kinokarten verkaufte.

Darüber hinaus schlug es Wellen, weil neben plötzlich aufschlagenden rechtsgesinnten Sympathisanten des Films der Hauptdarsteller Jim Caviezel entweder Unsinn erzählt hat oder falsch zitiert wurde, wonach man dem Film eine Heerschar rechtsradikaler, Verschwörungstheorien verbreitender Fans nachsagte und ihn auf – mal wieder – medial befeuerten Wegen via Publikumsbeschimpfung in die rechte Ecke schob, wo er absolut nicht hingehört. Der Film ist weder rechts noch sonstwie ideologisch, er zog auch keine Nazis scharenweise in die Häuser, vielmehr wurde der Film in den USA mehrheitlich von einem weiblichen Publikum und der großen Latino-Gemeinde gesehen. Ja, er mag vor allem im Ländlichen gut funktioniert haben, das ist nicht unüblich, auch andere actionlastige Kinohits wie RAMBO generierten einst ihre besten Zahlen nicht unter den feinen Pinkeln von Long Island, sondern bei einem eher bodenständigen Publikum.

Und natürlich gibt es immer wieder Menschen, die Filme, Bücher, Musik oder eben auch Kundgebungen anderer für ihre eigenen Weltansichten instrumentalisieren. Man erinnere sich an die Demonstrationen gegen die Unverhältnismäßigkeit der Corona-Maßnahmen, die erst vor kurzer Zeit ein dringend notwendiges demokratisches Korrektiv darstellten und alles andere als irgendwie rechts waren. Da hängten sich auch schräge Figuren dran, So What? So lange sich das im Bereich des rechtlich Legitimen bewegt, dürfen auch Menschen rechter Gesinnung mitlaufen, sie dürfen sogar ins Kino gehen, so ist das eben in einer meinungspluralistischen, mündigen und demokratisch sattelfesten Gesellschaft. Ich halte das aus. Was ich eher nicht ertrage, ist undifferenziertes Nachplappern – und empfehle daher, wie immer auf den eigenen Verstand zu setzen und am Beispiel von SOUND OF FREEDOM einen zweifelsfrei gelungenen, darüber hinaus sehr wichtigen Film zu sehen.

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.