Originaltitel: ADVENTURES OF A MATHEMATICIAN

D/Polen/GB 2020, 103 min
FSK 12
Verleih: Filmwelt

Genre: Biographie, Dokumentation, Historie

Darsteller: Philippe Tlokinski, Esther Garrel, Sabin Tambrea, Joel Basman

Regie: Thorsten Klein

Kinostart: 30.06.22

1 Bewertung

Abenteuer eines Mathematikers

Protokoll eines moralischen Dilemmas

„Es wird schon alles gut.“ So sagt es die Schwester, halb tröstend, halb hoffnungsvoll, am Telefon zu Stan. Der hochbegabte, polnisch-jüdische Mathematiker lebt als Universitätsdozent in den USA. Bei ihm nur noch der jüngere Bruder Adam – der Rest der Familie verweilt in der alten Heimat, in Lemberg. Wo natürlich nichts gut ist und auch nichts gut wird im Jahr 1941, in dem die Handlung von ABENTEUER EINES MATHEMATIKERS einsetzt.

Der Film erzählt die wahre Geschichte von Stanislaw Ulam (1909-1984) – oder genauer gesagt: Er erzählt, wie Ulam, das Mathematikgenie, ein Mann der Wissenschaft und Abstraktion, sein Können für etwas einsetzt, was ihm ethisch zutiefst widerstrebt und womit er sich dennoch aus guten Gründen einverstanden erklärt – der aktiven Mitarbeit am streng geheimen Manhattan-Projekt, der Entwicklung der Wasserstoffbombe.

Ein Seelenkonflikt, den Regisseur Thorsten Klein glücklicherweise weniger als großes Emotionsdrama in Szene setzt, sondern eher als still und genau registrierendes Protokoll eines moralischen Dilemmas. In dem stecken neben Ulam auch die anderen Wissenschaftler. Manche mehr, manche weniger. Die Diskussionen unter ihnen gehören zur Essenz und zum Nachhaltigsten in diesem Film, der, ganz in sein historisches Setting gebettet, gleichwohl alles andere als „historisch“ ist. Der Satz „Es wird schon alles gut“ jedenfalls könnte bitterer nicht nachklingen. Und das nicht nur, weil so gar nichts gut wurde für die Ulams; damals in Lemberg, das heute Lwiw heißt und in der Ukraine liegt.

[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.