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Barakah Meets Barakah

Dating In Saudi Arabia

Der nachsichtige Ordnungsbeamte Barakah aus der saudischen Hafenstadt Dschidda steckt in einem Dilemma: Er hat sich verliebt. Doch nicht etwa mangelndes Interesse seiner angebeteten Bibi – einer coolen Videobloggerin – ist das Problem. Die beiden jungen Leute brennen darauf, sich näher kennenzulernen. Aber sich einfach mal so verabreden geht nicht, denn in Saudi-Arabien ist der öffentliche Raum strikt nach Geschlechtern getrennt. 

Kein Café, keine Bar, wo sich die beiden Verliebten unverbindlich treffen könnten. Keine öffentlichen Veranstaltungen, wo sie zwanglos miteinander ins Gespräch kämen. Nicht einmal am Strand dürfen sie zusammen spazierengehen, denn die Sittenwächter haben ihre Augen überall. Doch Bibi und Barakah sind erfindungsreich und versuchen das System auszutricksen, wo immer es geht. 

BARAKAH MEETS BARAKAH von Nachwuchsregisseur Mahmoud Sabbagh ist eine so ungewöhnliche wie hinreißende Komödie aus einem Land, das nur über eine rudimentär entwickelte Filmindustrie verfügt. Schließlich sind Kinos im strenggläubigen Saudi-Arabien seit Jahrzehnten verboten. Sein Film ist nach DAS MÄDCHEN WADJDA von Haifa al-Mansur überhaupt erst der zweite Kinofilm des Landes.

Neben den beiden charismatischen Protagonisten wimmelt es von allerlei herrlich skurrilem Nebenpersonal. Etwa eine wundertätige, beständig herumschreiende Hebamme. Mitunter ist der Humor derb, aber nie platt.

Der Film sollte jedoch nicht auf eine nette Rom-Com mit exotischem Setting reduziert werden. Sabbagh verbindet Witz mit Sozialkritik. Er verleiht seiner Generation, die genug hat von der allgegenwärtigen Gängelei durch die wahabitischen Moralapostel, eine Stimme. In einer sehr melancholischen Szene erinnert sich der Held wehmütig an die Freiheiten, welche die Generation seiner Eltern noch hatte. Als es noch selbstverständlich war, daß Männer und Frauen gemeinsam am öffentlichen Leben teilnahmen. Es wird sehr deutlich: Durch die Degradierung der Frauen zu Menschen zweiter Klasse, deren Wert sich allein an ihrer Fruchtbarkeit mißt, verlieren auch die Männer. 

Romantikkomödie, Burleske mit traurigem Grundton, Schaufenster in ein sehr fremdartiges Land – in eine Schublade läßt sich BARAKAH MEETS BARAKAH nicht stecken. Gerade darum lohnt sich diese echte Kinoüberraschung.

Originaltitel: BARAKAH YOQABIL BARAKAH

Saudi-Arabien 2016, 88 min
Verleih: Arsenal Institut

Genre: Tragikomödie, Romantik

Darsteller: Hisham Fageeh, Fatima Al Banawi

Regie: Mahmoud Sabbagh

Kinostart: 16.03.17

[ Dörthe Gromes ]