Originaltitel: CANDY

Australien 2006, 108 min
Verleih: Concorde

Genre: Drama, Liebe

Darsteller: Heath Ledger, Abbie Cornish, Geoffrey Rush

Regie: Neil Armfield

Kinostart: 21.09.06

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Candy

Vom Verschwenden einer echten Liebe

Wie Kinder betreten die beiden die Szene. Candy im Blümchensommerkleid, Dan im babyblauen Shirt. Sie drehen sich wie wild, hier ist diese Bewegung noch einem Tanz ganz ähnlich. Da geben sie sich noch verschwenderische Küsse, da ist "alles noch üppig". Diesen schönen Begriff findet Dans rückblickende Stimme aus dem Off.

Doch der Tanz hält nicht an, zumindest werden die Schritte schneller, unkontrollierter, dann schwerfällig. Die zwei sind Junkies, richtige Junkies, die armselig den Ring von der Oma vertickern, alte Waschmaschinen verkloppen und einen schwulen Chemiker anpumpen, der schon mal gern "Freizeitpharmazeutika" herstellt. Doch all das unterliegt der Gesetzmäßigkeit einer jeden Sucht, das reicht irgendwann nicht mehr, der Tanz wird zur Trauerkür: sie schafft an, er stiehlt, sie überwindet sämtlichen Restekel, er erfindet filmreife Betrügereien. Doch dann kriegt der Tanz plötzlich wieder so einen Schlenker, der die Balance bringen könnte. Sie heiraten, Candy wird schwanger. Daß das Gleichgewicht keines ist, wird klar, als die einzigen Hochzeitstränen beim mit Dan befreundeten Drogenwrack Schumann fließen, der so ungeschickt Erinnerungsfotos aus der Quicksnap zaubert, daß es schwer berührt. Immer dann, wenn die zunehmend ausgemergelteren Zombies, so sehen sie tatsächlich bald aus, etwas Geld haben, denken sie ans Aufhören. Aber selbst der Ausstieg muß geplant werden, schrittweise, nadelweise ... Und so zersetzt sich ihre einst wirklich große Liebe, sie wird an ein Gespinst aus Lügen, Träumen, Lügen, Halluzinationen und immer wieder Lügen verraten.

Hintergründe umreißt Regisseur Neil Armfield so grob wie nötig, sie sind heutzutage ohnehin allein nicht mehr zitierbar. Es setzt etwas ein in den Köpfen der beiden, es setzt etwas aus in den Herzen der beiden: aus einer Reise wird Sucht, aus Liebe wird die Klammer, die beide bindet, der Haken, der sie jedesmal kurz vor dem Exodus ins nicht mehr so üppige Leben zurückbringt.

Es ist ein trauriger Film. Weil die von beeindruckenden Mimen gespielten Figuren anfangs so lebendig waren, weil fast zu spät nur noch eine zittrige Hülle von ihnen übrig bleibt, weil es um Verschwendung geht, weil das noch zu gebärende Kind niemals den Hauch einer Chance aufs Überleben hatte ...

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.