D 2008, 100 min
Verleih: Concorde

Genre: Komödie

Darsteller: Michael Herbig, Franz Xaver Kroetz, Detlev Buck

Regie: Joseph Vilsmaier

Kinostart: 05.02.09

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Die Geschichte vom Brandner Kaspar

Der alte Mann und der Tod

Vorsicht Bayernwitz: Der Opa ist mal wieder richtig scharf und stürzt sich auf die Oma. Die ziert sich etwas und schreit: "Ned so schnei, Vadda, I hob’s im Kreiz!" "Guad, daß’d ma’s sagst", brummt er. "I hätt’s an da oiden Stell g’suacht." Ja ja, mit dem Südstaatenhumor selbst ist’s schon a Kreiz, da muß man ziemlich hartgesotten sein. Und derartige Festigkeit setzt auch ein wenig diese Verfilmung eines bayrischen Volksstückes voraus, denn auch wenn Sepp Vilsmaiers Film keineswegs ohne Reiz ist, manchmal befremdet er uns Menschen nördlich des Weißwurschtäquators dann doch. Natürlich geht es hier nicht wie eingangs irregeführt um derbe Scherze, gar um pure Fleischeslust, zumindest nicht in erster Sicht. Es geht ums Sterben. Und weil die Bayern das Volk sind, das als erstes verstanden hat, daß zwischen Freud und Leid kein Blatt Papier paßt, muß man sich nach einem rauschenden Weizenbierleben doch auch mit dessen unumgänglichem Ende augenzwinkernd beschäftigen, was hier gut gelingt.

Die süddeutsche Erzählschreibung belegt’s, daß seit Jahrtausenden in Bayern der Boanlkramer, der Sensenmann also, herumzieht, um für Nachschub in Himmel und Hölle zu sorgen. Dabei wird sich bisweilen gewehrt und gesträubt, doch der Tod kennt kein Pardon. Bis er an den Brandner Kaspar gerät. Viel zu früh sei der Tod auf sein Gehöft geschlichen, jung fühlt er sich, der Endsechziger, was das Ganze soll, er könne doch seine Enkelin nicht allein lassen und überhaupt: 90 will der Brandner werden, und so bietet er Gevatter Hein erst einen Selbstgebrannten an, um ihm schließlich beim Kartenspiel den Aufschub abzulisten. Dafür kriegt der Tod durch Petrus Streß, dem Brandner steht eine tolle Zeit bevor, selbst die Liebe klopft noch einmal drall ans rüstige Altenteil ...

Das ist schon harter Tobak, wenn hier im derbsten Bayrisch auf Deibl komm raus gegrantelt und a weng spinnert über die Angst vorm Tod fabuliert wird. Vilsmeier spielt frech mit recht antiken Klischees, auch dem vom gestrengen Preußen und dem lebenswilden, dem stolzen Bayern. Er tut dies mit spürbarer Freude, die sich zumindest in den besten Momenten auf den Betrachter überträgt. Definitiv auf der Habenseite ist die Besetzung: Zwar schießt der gute alte Kroetz als Sterbeunwilliger manchmal übers Ziel hinaus und schielt nach den hinteren Rängen - aber gut, dafür ist es halt verfilmtes Volkstheater. Doch der Herbig, sonst eher für Brachialkomik mit Familientouch zuständig, liefert als Tod eine brillante Performance. Mit spuckeschleifenden Zischlauten freut und ärgert sich dieser Sensenmann, er verleiht dem Tod eine fast menschliche Facette, in der sich sogar Verständnis für den Lebenswillen findet. Sein Boanlkramer ist halt einer, der nur seine Arbeit macht, wie es von ihm verlangt wird, man spürt förmlich - und das ist das Frische, das Irrationale an diesem kindlichen Spaß - daß selbst der Tod ein wenig Lust am Leben finden könnte. Außerdem gibt es schöne Landschaften, die in ihrer fast überirdischen Anmut verraten, warum die Menschen in Bayern eben so werden, wie sie schließlich sind.

Bisweilen wünscht man sich ein wenig Straffung, weil auch der Witz dann an Fahrt verliert. Dabei gibt es so tolle Scherze über das knarzige Wesen des Bayern im Angesicht des Todes. Der zum Beispiel: "Host a scho’ g’hör" fragt die Bäuerin aufgeregt ihren Mann. "Unser Stalldirn kriagt a Kind" "Des is ihr Sach" brummt der Bauer. "Aber d’Leut red’n, daß’s von dir is!" "Des is mei’ Sach!" "Ja, wenn des so is", schluchzt sie " ... nacha geh I ins Wasser!" "Des is dei’ Sach!"

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.