D 2023, 93 min
FSK 0
Verleih: Alpenrepublik

Genre: Dokumentation

Regie: Franz Xaver Gernstl, Jonas Gernstl

Kinostart: 05.10.23

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Gernstls Reisen

Glückssucher und Glücksritter

Vier gemeinsame Jahrzehnte sind kein Pappenstiel, schon gar nicht, wenn man in dieser Zeit als Trio unterwegs ist, also nicht die Besetzung wechselt, um Filme zu erschaffen über das, was Leben heißt, hier im Land und anderswo. Oder anders gesagt: Drehen, was einem unterkommt. Gevatter Zufall erhöht die Spannung. Der Bayerische Rundfunk hatte Franz Xaver Gernstl 1983 den ersten Freibrief dafür ausgestellt und hält, wo links und rechts des journalistischen Pfades die Wegmarkierungen wegbrechen, weiter zur Stange.

GERNSTLS REISEN sind als „Gernstl unterwegs“ im TV gesetzt, bislang entstanden über 200 Dokus mit 150 Stunden Laufzeit, jetzt kommt die Rubrik zum zweiten Kinofilm, der das konsequent Persönliche, Milde, Melancholische und Unangestrengte der populären Reihe zunächst noch privater macht, um danach einen nicht besonders originellen, aber publikumswirksamen Kniff zu ziehen: Gernstl fährt mit Kameramann HP Fischer und Tonchef Stefan Ravasz, sekundiert von Sohn Jonas, nach Jahrzehnten wieder zu Menschen, die sich einst im Alltag von ihnen filmen ließen. Nebenbei wird die eigene Gernstl-Dreiergeschichte reflektiert, was jede Menge Ichs und Wirs im zunehmend anstrengenden Offton produziert, doch es hat schon was, einen einst Wiener Obdachlosen jetzt sehr zufrieden in sieben Quadratmetern Behausung zu sehen. Oder den ostdeutschen Holzfreund mit eigenem „Am Vieh“-Theater. Oder den damals achtjährigen Sannyasin-Jungen, der unterwegs so gern Hühnchen aß und Vegetarier bleiben sollte.

Jene, die jammern, hätten die drei nie interessiert, es ging um die Suchenden des kleinen Glücks. Die etwas andere Art „Außenseiter Spitzenreiter“ irgendwie.

[ Andreas Körner ]