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Große Jungs

Mon Dieu! oder Vom Schieben der Dinge

Mittlerweile ist es zu einer Art „Running Gag“ geworden: Das redaktionelle Brüten über den Startplänen etwas weiter entfernt liegender Filme. Längst häufen sich jene Kandidaten, die den Stempel „Wird eh geschoben“ bekommen. Das donnerstägliche Überangebot sorgt dafür und die etwas groteske Einkaufspolitik der Verleiher. Mit GROSSE JUNGS (dessen Beititel „Nicht jeder will erwachsen werden“ wir nicht nur aus Gründen der Buchstabenmenge weglassen) wird beispielsweise nun doch noch eine Art Komödie auf die Leinwände gepreßt, die man seit vergangenen Herbst schon wie ein huflahmes Pferd durch die Startboxen mogelt. Nun, da die Fußball-Weltmeisterschaft den Kinogänger ablenkt, findet das – Mon Dieu! – französische Flachstück eine Lücke. Der Gnadenschuß wäre die bessere Lösung gewesen.

Sie sind im Kino wie im echten Leben nur selten zu ertragen: Männer um die 50, die glauben, etwas verpaßt zu haben. Die auf jung machen, sich runterkühlen, um den heißen Feger zu imitieren, das klapprige Schlagzeug aus dem Verlies zu zerren und zu meinen, die Welt hätte genau auf diesen neopubertären Ausbruch gewartet. Männer wie Gilbert, die mit Ehefrauen wie Suzanne gestraft sind. Weil auch die sich neu verwirklichen, sich um den Hunger in der Welt und die eigene Mitte kümmern und damit – im Kino wie im echten Leben – genauso nerven. Doch damit noch lange nicht genug: Die Kinder sind um die 30 und bringen keinen eigenen Fuß auf die Erde. Die scheinsolide Lola gehört dazu und ihr Angehender ebenso, der Möchtegern-Künstler Thomas, dieser blasse Inkasso-Mitarbeiter wider Willen, der von Lolas Vater Gilbert auf dem Pfad der Freiheit annektiert und zu seiner Bestimmung als Popstar geschleift wird, auf daß besonders Gilbert etwas davon habe. Geld ist kein Problem.

GROSSE JUNGS präsentiert also ausschließlich Hauptcharaktere, die einem schon zeitig aufs Gemüt schlagen. Das wird nicht besser, je länger dieses sich an miesesten Vorbildern unter den Hollywood-Klamotten ergötzende Werk läuft. Banal, albern und zotig, hysterisch und unnötig wie ein Mitesser.

Als Freund des französischen Films – und ausdrücklich sei das niveauvolle Zerstreuungskino dort mit eingepreist – ertappt man sich beim eigentlich beängstigenden Aufatmen, daß auch der Nachbar Müll macht. Nur, warum muß er ihn exportieren? Besser, warum kauft man ihn hier ein, wo es an eigenem Müll nie mangelt?

Originaltitel: LES GAMINS

F 2013, 97 min
FSK 6
Verleih: NFP

Genre: Klamotte

Darsteller: Alain Chabat, Max Boublil, Sandrine Kiberlain, Mélanie Bernier

Regie: Anthony Marciano

Kinostart: 03.07.14

[ Andreas Körner ]