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Half Moon

Mit Bus und Huhn durch den Iran

Es könnte das vorletzte Jahrhundert sein, hier in dem kleinen kurdischen Dorf im Iran. Familienvater Kako brüllt durch die Scheune und feuert die Hähne an, die sich unter dem Gejohle der Menge einen Kampf um Rials und Dinare liefern. Doch dann durchbricht ein kleiner Junge mit einem Handy die Männergesellschaft. Am anderen Ende: die Musikerlegende Mamo. Der ergraute Sänger will noch ein letztes Konzert gemeinsam mit seinen Söhnen spielen - im kurdischen Norden des befreiten Irak.

Mit viel Schwung und Enthusiasmus beginnt die Reise und endet in einem Fiasko: als Kako den Schulbus seines Freundes leiht, ahnt er noch nicht, wie beschwerlich der Trip in den Nachbarstaat werden würde. Mamos Visionen, in denen er sich selbst in einem Sarg liegend sieht, und die Vorahnungen seiner Söhne und der Wahrsager drohen sich zu erfüllen. Zusätzliche Brisanz erhält die Reise, als sie Mamos Tochter Hesho illegal aus der Verbannung holen. An Militärposten vorbei schaffen sie es bis zur Grenze. Doch hier scheint endgültig Schluß mit der Reise zu sein.

Für seine Filme ZEIT DER TRUNKENEN PFERDE und SCHILDKRÖTEN KÖNNEN FLIEGEN erhielt der iranische Regisseur Bahman Ghobadi in unseren Breiten bereits viel Kritikerlob und zahlreiche Auszeichnungen. Im eigenen Land wurde sein neuer Film kurz nach der Veröffentlichung verboten. Dabei ist seine Kritik gegenüber seiner Heimat in HALF MOON eher subtil und äußert sich vor allem in der Darstellung des Militärs. Aber auch die Behandlung von Frauen ist ein zentrales Thema des Films. Hesho lebt gefangen in einem Bergdorf und muß sich die meiste Zeit der Reise unter den Dielen im Bus versteckt halten, nur weil sie und die anderen Frauen in ihrem Gesang ihre Traurigkeit ausdrückten.

HALF MOON ist ein mutiger Film, der als sympathisches Road-Movie zunächst heitere Töne anschlägt, aber zunehmend im Trauergesang endet. Die Bilder des Neuseeländers Nigel Bluck dokumentieren ein karges Land der Extreme, von sengender Wüste bis in eisige Höhen. Endlose Weiten, die von einem zutiefst traditionellen und höchst musikalischen Volk bewohnt werden.

Originaltitel: NIWEMANG

F/Irak/Iran/Österreich 2006, 107 min
Verleih: Pandora

Genre: Drama

Darsteller: Golshifteh Farahani, Ismail Ghaffari, Allah-Morad Rashtian, Hedye Tehrani, Kambiz Arshi

Regie: Bahman Ghobadi

Kinostart: 04.10.07

[ Lars Tunçay ]