D 2000, 84 min
Verleih: Concorde

Genre: Drama

Darsteller: Luk Piyes, David Scheller, Benno Fürmann

Regie: Lars Becker

Kinostart: 16.11.00

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Kanak Attack

Holprige Milieustudie

Immer auf 180, immer voll drauf. Kaum zu glauben, daß der rehäugige Ertan so eine krude Mischung aus Rotzjunge und Kotzbrocken sein kann. Wichtig ist ihm vor allem eins: Kanake sein - stolz, ohne Abwertung - ähnlich wie die progressiven Homos Ende der 60er, die mit erhobenem Haupt als Schwule durch die Straßen gingen. Obwohl Ertan mit Nutten nix weiter am Hut hat, geht er einen Deal ein: seine Freundinnen Sandra und Yonca gehen anschaffen und wollen eigentlich keinen richtigen Zuhälter. Eher jemanden, der ein bißchen auf sie aufpaßt, fast brüderlich. Nach kurzem Überlegen willigt Ertan ein. 400 Mäuse gibt es pro Tag. Kein schlechtes Geld, aber dennoch die falsche Entscheidung.

Denn die Fürsten des Nutten-Kiezes, Attile und Zlatko, schnuppern sofort Wilderei und verpassen dem Störer Kiel-Verbot. Luftikus Ertan kratzt das nicht weiter, was im Milieu dem Selbstmord gleich kommt. Als er mal wieder zugedröhnt mit Kumpel Kemal vor den Bullen landet, wird Kemal ausgewiesen und Ertan vorbestraft. Er besucht aber seinen Freund in der Türkei, und die beiden gehen mit einem zwielichtigen Typen einen Pakt ein und schmuggeln ab sofort in recht unverschämt großen Dosen Heroin nach Deutschland. Inzwischen arbeiten die Mädels nun doch bei Attila im Puff, und als Ertan sich bei Yonca, die er schon ein bißchen mehr als nur o.k. findet, mal sehen läßt, kriegt er dort Streß, richtigen Streß...

Lars Becker weiß nicht wohin mit seinem Film. Mal erzählt er fast dokumentarisch, dann schweift er wieder trendig verfahren mit Raffer und Kameraklamauk durch die plotarme Geschichte. Dies als Stilmittel zum Ausdruck der unentschiedenen Seele Ertans verstehen zu wollen, ist fruchtlos mühevoll. Becker will es vielen recht machen: das Milieu treffend skizzieren, hippen Realismus zaubern, aber um keinen Preis anecken, und dem Zuschauer mit einem kinotechnisch schön versiert-gezimmerten Ende über den kruden Stolperrhythmus des gesamten Films hinwegtrösten. Fatih Akin hatte mit KURZ UND SCHMERZLOS einfach mehr Geschick.

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.