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Luks Glück

... hält leider nicht, was es verspricht

Zu Beginn dieser sympathischen Low-Budget-Tragikomödie möchte man frohlocken, wähnt man sich nach ALMANYA – WILLKOMMEN IN DEUTSCHLAND und TÜRKISCH FÜR ANFÄNGER doch im nächsten potentiellen deutsch-türkischen Kinohit ohne die sonstige deutsche Humorverkrampftheit. Leider muß man sich aber spätestens nach der Hälfte dieses kleinen Films bremsen, denn die zweite Kinoregie von Ayse Polat verliert nach einem rasanten, sehr vielversprechenden Start leider so einiges an Fahrt, Stimmung und Nachvollziehbarkeit. Nicht zuletzt mag das daran liegen, daß der Cocktail aus Komödie und Liebesdrama hier nicht so recht durchgeschüttelt ist. Der erste Teil ist köstlich überzogene Komödie, die zweite Hälfte plötzlich verkitschtes, mitunter bierernstes Familiendrama, das leider nicht mehr auf die Spur der lockeren Unterhaltung zurückfindet und sich im eigenen Genre-Mix verirrt.

Dabei beginnt wie gesagt alles sehr amüsant: Luk (eigentlich Maluk) ist ein sympathischer Loser ohne rechte Ambition im Leben, dafür mit richtig Pech in Liebesdingen. Stets notorisch pleite, scheint Luk das Glück endlich hold zu sein, als er und seine Familie per Sammellos im Lotto gewinnen. Während der Papa alles in ein Hotel im Heimatland Türkei stecken will, ist Luk entschlossen, endlich einen seiner „Pläne“ zu verwirklichen, auch wenn er noch nicht so recht weiß, wie sein Plan genau aussehen soll. Als er bei einer Hochzeit seine heimliche Liebe Gül singen hört, weiß er plötzlich, was er mit seinem Anteil machen will: Gül eine große Popkarriere finanzieren! Obwohl Gül auf seinen Vorschlag eingeht, und die beiden sich bei Dreharbeiten in der Türkei zu Güls erstem Videoclip näherkommen, schwindet Luks Glück plötzlich wieder, als sein zwielichtiger Cousin Cem mit Luks ganzem Geld abhaut, und auch noch seine Eltern in eine häßliche Ehekrise stürzen.

Gerade letztere Katastrophe wirkt komplett überflüssig und hineingebastelt, hat der Held bzw. Anti-Held doch selber schon ausreichend Probleme am Hals und schwimmt mit allen Kräften um sein bißchen Glück. Als wäre die für eine Jüngere verlassene Mutter nicht schon Stimmungsdrücker genug, muß Luk dann auch noch total abstürzen, die gerade zart geknüpften Bande zu Gül willkürlich zerreißen und den Freitod suchen. Spätestens hier ist dann der Spaß endgültig vorbei, da nützt auch das seltsam bedeutungsschwere Quasi-Happy End wenig. Schade drum.

D 2010, 86 min
FSK 0
Verleih: Real Fiction

Genre: Komödie, Drama

Darsteller: Rene Vaziri, Sinan Bengier, Sumru Yavrucuk, Aylin Tezel

Stab:
Regie: Ayse Polat
Drehbuch: Ayse Polat

Kinostart: 28.06.12

[ Paul Salisbury ] Paul mag vor allem Filme, die von einem Genre ausgehen und bei etwas Neuem ankommen. Dabei steht er vor allem auf Gangsterfilme, Western, Satire und Thriller, gern aus der Hand von Billy Wilder, Sam Peckinpah, Steven Soderbergh, Jim Jarmusch, den Coen-Brüdern oder Paul Thomas Anderson. Zu Pauls All-Time-Favs gehören DIE GLORREICHEN SIEBEN, TAXI DRIVER, ASPHALT COWBOY, SUNSET BOULEVARD, POINT BLANK ...