D 2025, 92 min
FSK 6
Verleih: Constantin

Genre: Fantasy, Kinderfilm, Literaturverfilmung

Darsteller: Alexa Goodall, Araloyin Oshunremi, Claes Bang, Martin Freeman

Regie: Christian Dittler

Kinostart: 02.10.25

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Momo

Die Sache mit dem Zeitvertreib

Ja, die Zeit. Sie macht, was sie immer macht: vergehen. 52 Jahre ist es inzwischen her, seit Michael Endes Roman „Momo“ erschienen ist und es zum Weltbeststeller brachte. „Die seltsame Geschichte von den Zeit-Dieben und von dem Kind, das den Menschen die gestohlene Zeit zurückbrachte“ (Untertitel) hatte ganz offenkundig einen Nerv getroffen. Dank seiner poetischen Phantastik wie auch milde esoterisch daherphilosophierenden Zivilisationskritik. Und natürlich dank Titelheldin Momo. Diesem wahrlich hinreißend wuschelhaarigen Waisenmädchen, das in einem alten römischen Amphitheater ihr Obdach gefunden hat und ihre Tage – als hätte sie alle Zeit der Welt! – zwischen tiefenentspanntem Müßiggang und gelebter sozialer Kompetenz vertrödelt. Momo hat immer ein Ohr für die Sorgen der „kleinen Leute“, immer ein Lächeln für ihre Freunde, immer einen herzenswarmen Rat parat. Momo ist arm, aber glücklich, da reich an Liebe und vor allem: an Zeit.

1986 wurde Endes Buch zum ersten Mal für die Leinwand aufbereitet. Was ja dann ebenfalls schon ein Stück her ist. Und so dachte man sich wohl: Warum den Bestseller nicht noch einmal verfilmen? Nur eben zeitgemäß. Weshalb jetzt auch ganz schön Zeitdruck gemacht wird in Regisseur Christan Dittlers MOMO-Update. Zackig werden die Figuren exponiert, ruck-zuck treten die fiesen grauen Gestalten eines globalen Großkonzerns (einst nur graue Herren, jetzt gendergerecht breiter aufgestellt) in Erscheinung, um den Leuten mit heimtückischen Zeit-Management-Angeboten die Zeit zu stehlen. Und husch-husch werden die Menschen darob zu zombiehaften Keine-Zeit-mehr-Existenzen. Außer Momo natürlich, die sich, herrlich resistent gegenüber jedweden Zeit-Spar-Angeboten, gleichwohl echt sputen muß, um zu retten, was zu retten ist. Zumal die grauen Zeitdiebe echt keinen Spaß verstehen.

Es ist nicht ohne Ironie, daß Dittlers „Momo“-Adaption jetzt ein maximal effizientes Erzähltempo vorlegt. Devise: bloß nicht zu viel Zeit lassen! Nicht, daß dem Publikum die Zeit lang wird! Grauen Zeitkapitalisten täte das gefallen, Ende eher nicht. So oder so ist aber festzuhalten: Lang wird einem die Zeit in diesem Film tatsächlich nicht. Ganz auf Handlungsdynamik kapriziert, mit so einigen Freiheiten im Namen des Zeitgeistes und handwerklich solide in Szene gesetzt, ist diese 2025er-Momo vielleicht keine, die die Zeiten überdauern wird, aber eine, mit der man sich die Zeit getrost mal gut vertreiben kann.

[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.

Momo ab heute im Kino in Leipzig