Originaltitel: QUO VADIS, AIDA?

Bosnien-Herzegowina/Österreich/Rumänien/D/NL/Polen 2020, 103 min
FSK 12
Verleih: Farbfilm

Genre: Drama, Polit

Darsteller: Jasna Duricic, Izudin Bajrovic, Boris Ler

Regie: Jasmila Žbanic

Kinostart: 05.08.21

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Quo vadis, Aida?

Die Zeit kurz vor dem Massaker

Das Massaker von Srebrenica zog sich über Tage hin. Über 8000 muslimische Bosniaken, vorrangig Männer und Jungen, wurden im brütend heißen Juli 1995 von bosnisch-serbischen Verbänden ermordet. Unter den Augen von niederländischen Blauhelmsoldaten, die nichts oder auch nur nicht genug taten, das Morden zu verhindern. Die Fragen, die sich nach allen möglichen Katastrophen stellen, stellten sich dann freilich gerade auch hier: Wie konnte das passieren? Und warum? Und das meint auch: Warum konnte das keiner verhindern?

Möglich, daß QUO VADIS, AIDA? darauf ein paar Antworten zu geben vermag. Schmerzhafte. Regisseurin Jasmila Žbani? erzählt von der Zeit kurz vor dem Massaker, führt zurück in diesen verhängnisvollen Sommer 1995, führt in die UN-Schutzzone von Srebrenica. Vor der lagern Tausende Flüchtlinge in zunehmend panischer Angst vor den Übergriffen bosnisch-serbischer Truppen und hoffen auf Einlaß. Wofür Aida, in Friedenszeiten Lehrerin, jetzt Übersetzerin für die UN-Blauhelme, mit all ihrer Kraft, die zunehmend eine der Verzweiflung ist, das ihre tut. Auch, weil ihre zwei Söhne und ihr Mann zu den Flüchtlingen vor den Toren der Schutzzone gehören.

Sieht man Aida bei ihren Bemühungen zu, ist es vor allem das Wissen um deren Vergeblichkeit, das diesen Film, der es nicht nötig hat, die Gewalt, auf die er zusteuert, zu zeigen, so gewalttätig macht. Dabei dämonisiert oder heroisiert Žbani? nichts, zeichnet vielmehr eine Atmosphäre, in der Aktionismus und Apathie ineinandergreifen, die Ohnmacht der Opfer und der Vernichtungswillen der Täter eine gespenstische Eigendynamik annehmen.

[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.