Originaltitel: LANGUE ÉTRANGÈRE
F/D/Belgien 2024, 105 min
FSK 12
Verleih: Port au Prince
Genre: Drama, Erwachsenwerden
Darsteller: Josefa Heinsius, Lilith Grasmug, Nina Hoss
Regie: Claire Burger
Kinostart: 24.10.24
Wenn man jung ist, hat man oft viel vor. Mit sich und seinem Leben. Und mit der Welt unter Umständen auch. Die 17jährige Lena aus Leipzig zum Beispiel will politische Aktivistin werden. Aber wo sich genau reinknien? Eher so Richtung Klimawandel oder doch lieber in den Kampf gegen Rechtspopulismus? Auch Worte wie „Neofeminismus“ oder „ziviler Ungehorsam“ gehen Lena super fluffig über die Lippen. An denen hängt Fanny zunehmend gebannt. Fanny kommt aus Strasbourg, ist als Austauschschülerin zu Gast bei Lena und deren Mutter. Und kämpft ihre ganz eigenen Kämpfe: gegen die dunklen Verzweiflungsmomente einer seelischen Instabilität, die durchaus auch mal dazu verleitet, endgültig abschließen zu wollen. Mit sich, der Welt. Dem Leben.
Es ist schon interessant mit TANDEM – IN WELCHER SPRACHE TRÄUMST DU?: Zum einen neigt Regisseurin Claire Burgers Coming-Of-Age-Geschichte zu einer politisierenden Gymnasialdidaktik der szenischen Plattitüden und aufgesagten Satzzombies, die in ihrer Gestelztheit eine echte Toleranzstrapaze sind. Und sage bloß keiner, das solle ironisch sein. Zum anderen erzählt der Film auch empathisch, zugewandt und unaufdringlich von einer Liebe – und von einer Rettung. Und meint das jetzt auch nicht gleich die Rettung der Welt, so doch die dieser zwei Mädchen, denn mehr und mehr zeigt sich, wie haltsuchend nicht nur Fanny, sondern auch Lena ist: Der Vater hat die Familie verlassen, die Mutter trinkt, und all die faden Vernünfteleien der Erwachsenen verdichtet der Film in der Szene einer Familienzusammenkunft, bei der die Lebenslügen implodieren, die Masken fallen – ein stark inszenierter und gespielter Zusammenbruch des falschen Scheins.
Klar, im dramaturgischen Gesamtgefüge des Films nimmt auch das seinen brav didaktischen Platz ein. Man sieht allzu klar, wovon sich Lena und Fanny abkehren, wenn sie sich einander zuwenden. Doch findet TANDEM dann wiederum für dieses Zuwenden seine schwebendsten, freiesten, schönsten Szenen – und das auch deshalb, weil Lilith Grasmugh (Fanny) und Josefa Heinsius (Lena) hier im wahrsten Sinne frei in ihren Figuren aufgehen können. Nichts mehr voreinander aufsagen müssen, sondern miteinander sprechen dürfen. Ja, es ist interessant, wie sehr TANDEM in Bewegung kommt und bewegt, den Ton findet, wenn der moralplappernde Didaktiksozius mal nicht mitradelt.
[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.
Passage Kinos: 13:45
Passage Kinos: 13:45
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