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Teenage Angst

Holper-Studie einer degenerierten Jugend

Zuerst die gute Nachricht: TEENAGE ANGST geht nur eine Stunde. Die aber kann lang sein. Das war dann auch schon die schlechte, wenn man den Ärger über Schablonenplot, mimische Bauchklatscher und holprige Inszenierung mal so durchwinkt. Im Ernst, das ist wirklich nix geworden. Dabei holt Langfilmdebütant Stuber so groß aus, schielt mit seinem Exkurs über falsch verstandene Gruppendynamik nach HERR DER FLIEGEN, da hätte er aber genauer hinschauen sollen. Dann wäre sein gut gemeintes Drama über Lottermoral vielleicht kein Meisterwerk, aber wenigstens stimmig geworden. So reicht es allenfalls zum arglosen Bübchendrama.

Erzählt wird von vier Jungen in einem elitären Internat, die ewig vom Ende der Disziplin, der Moral und ähnlich tugendhaftem Gedöns rumposaunen. Ihr wenig subtiler Leitspruch: Muschis und Moneten. Das bleibt so behauptet stehen, wie vieles in diesem Film. Da gibt es eine ominöse Datsche, in der sich die Halbstarken mit Koks in der Nase und Alk im Blut ordentlich aufplustern und Parolen aus dem Handbuch der Küchenpsychologie speien à la „Willst Du nur ein bißchen Spaß oder alles, was dahinter ist?“ Puh!

Na ja, jedenfalls wird der adelige Schnösel von Leibnitz, man redet sich mit dem Nachnamen an, von den anderen böse getriezt, zuerst muß er den Hund machen, später wird er fast ersäuft. Nur Stürmer, der vom oft mit geöffnetem Mund staunenden Franz Dinda, hier noch der Begabtere unter den wie Laien agierenden Jungmimen, gegeben wird, reicht das alles irgendwann, er versucht halbherzig von Leibnitz beizustehen, und bald gerät halt alles aus dem Ruder. Oder so ...

Es ist allenfalls eine Idee, ein nicht zu Ende gedachter Einfall, den Thomas Stuber mit Eifer zur Geschichte hochpuscht, die eben nicht den Atem zum Sittenbild, zum Zeugnis einer großen Degeneration hat. Und wie man Schauspieler führt, jenseits all dieser Stirnfalten und Rebellenposen, davon versteht er leider auch nichts. So bleiben eben nur Gepolter und Staunen in die Tiefe des Raumes. Eine skurrile Figur bliebe noch zu erwähnen, ein langhaariger Internatsleiter, der Regeln streng festlegt und höflich dann um deren Einhaltung bittet. Da trifft der Film mal ins Schwarze, wenn er es denn zur Absicht hatte, die Alt-68er-Antiautoritätsblase anzuprangern.

Wie zu lesen war, hat Franz Dinda auch eigenes Geld in den Film gesteckt. Ehrenwert allemal, er sollte sich aber darüber nicht allzu sehr grämen. In diesen schwierigen Zeiten haben andere Leute noch mehr Geld für noch größeren Unsinn verloren. Um jetzt auch mal was Tröstendes zu sagen ...

D/USA 2007, 64 min
Verleih: Salzgeber

Genre: Drama, Erwachsenwerden

Darsteller: Franz Dinda, Janusz Kocaj, Michael Schweighöfer

Regie: Thomas Stuber

Kinostart: 19.03.09

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.