Originaltitel: THE HELP

USA 2011, 146 min
FSK 0
Verleih: Disney

Genre: Drama

Darsteller: Emma Stone, Viola Davis, Bryce Dallas Howard, Sissy Spacek, Jessica Chastain, Mary Steenburgen

Regie: Tate Taylor

Kinostart: 08.12.11

2 Bewertungen

The Help

Schwarze Nannies packen aus

Es ist noch nicht so lange her, da hatte so ziemlich jedes Oberschichtenkind in den amerikanischen Südstaaten zwei Mütter mit unterschiedlicher Hautfarbe: Die leibliche Mutter war weiß, klar, die andere war schwarz und nannte sich The Help – die Haushälterin, das Kindermädchen. Und für manches Kind dürfte diese Ersatz-Mutter wohl sogar die eigentliche Mama gewesen sein, auch wenn sie nicht einmal dasselbe Klo benutzen durfte.

Die Liebe zur schwarzen Nanny in all ihrer Ambivalenz ist der Ausgangspunkt des Films. Angesiedelt ist er Anfang der 60er, gedreht an Originalorten, Jackson, Mississipi, historisch liebevoll ausstaffiert, ganz so wie in der Serie „Mad Men“, die zur selben Zeit spielt, wenn auch in der New Yorker Werbebranche. Dort wie hier aber verpflichtet der soziale Stand – zu Wohltätigkeitsveranstaltungen und Dinner Parties. Aus Langeweile, und weil sie es nicht besser wissen, ersinnen die High-Society-Frauen allerlei Boshaftigkeiten gegen das Personal. Vor diesem Hintergrund kehrt die aufmüpfige Skeeter nach dem Studium in ihren Heimatort zurück, heuert bei der Zeitung an und kommt auf die Idee, ungeschönte Erfahrungsberichte der Haushilfen zu sammeln. Womit sie sich natürlich ihre einstigen Freundinnen zu Feindinnen macht. Doch auch die betroffenen Angestellten sind zunächst gar nicht begeistert, denn sie haben Angst vor Repressalien.

In der Tradition von GRÜNE TOMATEN und DIE FARBE LILA konzentriert sich THE HELP auf Frauenperspektiven in einer männerdominierten und zudem rassistischen Zweiklassengesellschaft. Alle drei Filme beruhen auf Romanvorlagen, fangen farbenfroh und warmherzig das Ambiente der historischen Südstaaten ein und lassen die Frauen, jedenfalls einige von ihnen, schließlich ihr Schicksal selber in die Hand nehmen. À la Hollywood wird dabei deftig der Gerechtigkeitssinn befriedigt. Die Mutigen werden gefeiert, die Garstigen kriegen ihr Fett weg. Und doch kann man sich dem schwer entziehen. Das dürfte mitunter am Humor liegen, der gut dosiert ein wenig mit dem Bösartigen kuschelt. Vor allem aber an der vielschichtigen Gestaltung von Nebenhandlungen, die der Schwarz-Weiß-Anlage viele Zwischenschattierungen hinzufügen.

Und warum sollte man sich auch nicht mit den Unterdrückten freuen, wenn sie endlich den Mut finden, das Schweigen zu brechen und von ihrem Schicksal zu erzählen?

[ Lars Meyer ] Im Zweifelsfall mag Lars lieber alte Filme. Seine persönlichen Klassiker: Filme von Jean-Luc Godard, Francois Truffaut, Woody Allen, Billy Wilder, Buster Keaton, Sergio Leone und diverse Western. Und zu den „Neuen“ gehören Filme von Kim Ki-Duk, Paul Thomas Anderson, Laurent Cantet, Ulrich Seidl, überhaupt Österreichisches und Skandinavisches, außerdem Dokfilme, die mit Bildern arbeiten statt mit Kommentaren. Filme zwischen den Genres. Und ganz viel mehr ...