D/Österreich/CH 2010, 88 min
FSK 6
Verleih: Constantin

Genre: Kinderfilm, Literaturverfilmung, Abenteuer

Darsteller: Helena Siegmund-Schultze, Bruno Schubert, Justus Kammerer, Iris Berben, Stipe Erceg

Regie: Peter Gersina

Kinostart: 06.05.10

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Tiger-Team

Klugheit kann so dämlich sein

Es war einmal eine chinesische Kaiserin, die ließ sich ein Unsterblichkeitselixier mixen, wollte das Zeug allerdings schließlich doch nicht verwenden. Nun hätte sie die Blubberbrühe einfach wegkippen können, aber dann gäbe es ja keinen Film. Also kam Ihre Hoheit auf die Idee, das Fläschchen im Mondscheinpalast zu lagern, damit es nicht in falsche Hände geriete. Clever!

600 Jahre später. Das Tiger-Team, drei kindliche Intelligenzbestien, entdeckt einen Schlüssel in Drachenform. Man recherchiert und stößt auf erstaunliche Dinge: Erstens weist der Fund auf den Berg der 1000 Drachen hin, welcher den angesprochenen Palast in sich birgt. Und zweitens muß es weitere Schlüssel geben, welche vereint Zugang zum Schatz gewähren. Weil Ferien sind, und sich so schlaue Kids außerhalb der Schule langweilen, schmieden sie einen Plan, um nach China reisen zu können. Dort angekommen, sieht sich das Trio allerdings mit Lady Q konfrontiert, der Chefin einer Kosmetikfirma, die scheinbar ein Faible für ihre eigenen Produkte hegt und sich schon rein schminkmäßig als Schurkin qualifiziert.

Die Rollen sind also klar verteilt, es wundert daher kein Stück, wie verbissen Q das durchaus nachvollziehbare Ziel verfolgt, mit Hilfe des Gesöffs eine unbesiegbare Armee zu erschaffen, was sie zur global mächtigsten Frau machen würde. Klar, daß unser Kinder-Trio dagegen was unternehmen muß. Weil wir aber in modernen Zeiten leben, geschieht dies unter Verwendung von GPS, Internetrecherchen und ähnlichem Kram. Hinfort die vermeintliche Untugend, einen Kinderfilm charmant und unaufgeregt zu inszenieren! So schleppt sich die Handlung technisch aufgemotzt dahin, während man glaubt, ein verfilmtes PC-Adventure zu sichten. Beispiel: Einer der Schlüssel befindet sich versteckt in der Chinesischen Mauer, doch als das Tiger-Team an der richtigen Stelle eintrifft, hat sich ein Rudel Models ausgerechnet dieses kleine Stück des Bauwerks zum Fotoshooting ausgesucht und weicht zickend keinen Zentimeter. Es bedarf also geschickter Verkleidung, die Mädels zu umgehen ...

Ehrlich, hier nervt alles: das Drehbuch, dessen Umsetzung, der (sorry) klugscheißerische Habitus unserer drei Kurzen. Da fällt fast schon nicht mehr auf, daß Iris Berben als Lady Q mit – man kann es kaum anders bezeichnen – kreischigen Showeinlagen den Begriffen „Overacting“ und „Exaltiertheit“ neue Bedeutung verleiht.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...