Originaltitel: VA SAVOIR

F 2001, 154 min
Verleih: Kinowelt

Genre: Drama, Liebe

Darsteller: Jeanne Balibar, Sergio Castellitto, Marianne Basler, Jacques Bonaffe

Regie: Jacques Rivette

Kinostart: 26.09.02

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Va Savoir

Im Reigen der getriebenen Seelen ...

... tanzt zunächst Camille, Schauspielerin und mit ihrem Kollegen Ugo liiert. Dieser wiederum lernt die reizende Dominique kennen, deren Halbbruder Arthur mehr als nur ein Auge auf Sonia geworfen hat. Sie ist die Partnerin von Pierre, den Camille vor mittlerweile drei Jahren verließ.

Puh. Wer das verstanden hat, wird wahrscheinlich vermuten, es gäbe Unmengen munterer Mißverständnisse, mild obszöne Späße und verquere Verbindungen. Klassisch geirrt, betont heitere Verwechslungsspielchen fehlen gänzlich. Zwar treffen alle Charaktere ständig freundlich, feindlich, helfend oder zerstörend in den unterschiedlichsten Situationen aufeinander, doch wenn hier das Beziehungskarussell immer schnellere Runden dreht, steht keine Vergnügungsfahrt auf dem Programm: Große Gefühle jedweder Art, Wahn, (Selbst-)Betrug und quälende Erinnerungen entfalten sich Stück für Stück, wie die Blütenblätter einer Blume. Nur daß sie nicht prachtvoll leuchtet, sondern bereits still welkt. Jede einzelne Figur hat psychische Narben, baut ganz private Kartenhäuser.

So verdrängt Camille ihre Gewißheit, daß die Trennung von Pierre ein Fehler war – sie flüchtet in übermäßige Selbstkritik und -gespräche. Ugo kompensiert innere Unzufriedenheit durch die zeitraubende Suche nach einem verschollenen Theaterstück und will nicht bemerken, daß Dominique sich in ihn verknallt hat. Aber die attraktive junge Frau wird sowieso am laufenden Band von Männern enttäuscht und sucht des öfteren Trost bei Arthur (ob in etwas zu intensiver Form, bleibt offen). Daß sie ihn dort bekommt, darf bezweifelt sein, schließlich ist er ein emotionaler Krüppel, welcher auch Sonia nur benutzt. Sie: eine unsichere Frau, die nach einigen bitteren Fehltritten und Erfahrungen schon ihre zweite Chance lebt. Pierre dagegen zelebriert am Rand des Abgrunds seine nicht verloschene, inzwischen an Besessenheit grenzende Liebe zu Camille.

Dieses fordernde Kunstwerk schont weder Protagonisten noch Publikum; für einige Kinobesucher flimmert wohl wirrer Unsinn über die Leinwand, andere murmeln hingerissen "Magnifique ..." Und alle tanzen ihren eigenen Reigen ...

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...