Originaltitel: WALKING ON SUNSHINE

GB 2014, 97 min
FSK 0
Verleih: Universum

Genre: Musikfilm, Klamotte, Teenie

Darsteller: Annabel Scholey, Hannah Arterton

Regie: Max Giwa, Dania Pasquini

Kinostart: 25.09.14

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Walking On Sunshine

... oh Jamma Mia!

Es gibt einen Moment, der hat wirklich was, der ist so schön camp, daß man durchaus schmunzeln kann. Es ist diese Schwan-inmitten-smarter-Jungs-in weißen-Badehosen-Szene im Pool, die an Esther Williams’ beste Zeiten erinnert. That’s It! Wirklich, der Rest dieses bärbeißig-krampfhaft auf Fröhlichkeit gebürsteten Films ist Aperol-Sprizz-Tussen-Kino mit Fremdschämgarantie.

Doch kurz zur – na ja – Handlung: Drei Jahre ist es her, daß Taylor sich an der Küste Apuliens vom italienischen Waschbrett-Raf ins Ohr säuseln ließ: „You Are The Light Of My Eyes“ ... und trotzdem abreiste. Studium, Anstrengung oder, wie Taylor es nennt, das reale Leben riefen eben. Nun kehrt sie zurück, ihre hysterische Schwester Maddie erwartet sie in einer Luxushütte, Cocktails schlürfend am Pool und mit einer wahnsinnig aufregenden Nachricht im Gebrüll: „Ich heirate!“ Wer in Mathe nicht vollends dämlich war, kommt auf das Ergebnis von 1 und 1 und muß nicht lange an Taylors Schnutenzieherei heruminterpretieren, wer denn der Zukünftige der Schwester sein könnte. Bis der handlungstreibende Satz aber raus ist, mußte man schon schaurig-schräge Gesangseinlagen von „Holiday“ bis „Venus“ durchstehen, denn WALKING ON SUNSHINE läßt seine Figuren immer dann ins Gesinge ausbrechen, wenn große Gefühle ausgedrückt werden sollen. Vornehmlich 80er-Jahre-Lieder nahm man sich an, und es ist unschwer zu erraten, daß man da auf breitesten Mainstream zurückgriff, weshalb zu Wham! gehüpft, zu Roxette geseufzt und zu Cindy Lauper so ganz wild und mädchenfrech gewirbelt wird. In Anbetracht der Schlichtheit dieses Filmchens wird einem auch klar, warum die subtileren, düster-funkelnden Edelsongs eines Brian Ferry beispielsweise keinen Platz gefunden haben.

Nach dem Ehegeständnis werden Stationen brav abgeschritten, so dauert es naturgemäß nicht lange, bis Taylor ein aus den Fluten steigendes Waschbrett wiedererkennt, das unter der Stranddusche sich so gebärdet, als ginge es um Davidoff-Werbung. Eigentlich war schon Vorsicht geboten, als Maddie, die aufgekratztere der beiden Schwestern, der schnutigen Taylor entgegenkrächzt: „Laß Deine innere Göttin raus!“ Da kann einem schon bange werden, und richtig übel, als die Geschichte sich in einer endschmierigen Performance von Maddies Ex-oder-doch-nicht-Ex Doug ausgerechnet zum einzig brauchbaren Song (Human Leagues „Don’t You Want Me“) fortsetzt. Was soll man auch von einer Sehnsucht halten, die nach Liedtexten funktioniert? Von einer durchschaubaren Deckel-und-Topf-Geschichte, in der die Dicken mal wieder für die derberen Scherze hinhalten müssen, in der man ständig in affig aufgerissene Münder und Augen schauen muß? Eben! Für reaktionäre Heuchelei und lärmende Engländer am Urlaubsort muß man nicht ins Kino gehen.

Doch noch einmal zurück zu den Liedern oder dem, was davon übrigbleibt. Ausgerechnet das Pfund, mit dem die Macher wuchern wollen, entgleitet dem ziemlich reaktionären Korsett immer wieder. Regelrechtes Erschrecken macht sich breit, wenn einer der Typen Duran Durans „Wild Boys“ derart anstimmt, als laboriere er an einer fiesen Hartleibigkeit, und pures Entsetzen stellt sich ein ob der impertinenten Im-Kino-bitte-mitgrölen-Masche. Gerade bei den Bangles, die in einer besonders schmusigen Szene natürlich angestimmt werden, darf Furcht aufkommen, allein wenn man sich nur vorstellt, wie in einem vollbesetzten Saal aus hunderten dröhnenden Zuschauerkehlen „ ... Or Is This Burning An Eternal Flaaaaaaaaaaaame“ erklingt. Kino sorgt eben für Gänsehaut ... so oder so.

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.