Originaltitel: WIENER DOG

USA 2016, 88 min
FSK 12
Verleih: Prokino

Genre: Episodenfilm, Schräg

Darsteller: Greta Gerwig, Danny DeVito, Ellen Burstyn, Julie Delpy, Kieran Culkin

Regie: Todd Solondz

Kinostart: 28.07.16

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Wiener-Dog

Auf den Hund (muß man erst mal) kommen

Nicht Todd Solondz ist ein Mahner, seine Filme sind es. Mit exzellenter Nachdrücklichkeit und schräg im Anflug lassen sie an den finalen Sieg der Originalität im Kino glauben. Was man als Cineast an Solondz hat, merkt man zumeist erst, wenn er fehlt. In den Jahren also, da kein neues Werk von ihm zu sehen ist, oder das jeweils aktuelle, kaum gestartet, schnell wieder von den Leinwänden der mutigen Kinos verschwindet.

Jetzt lagen fünf Jahre zwischen DARK HORSE und WIENER-DOG. Seit WILLKOMMEN IM TOLLHAUS von 1995 und dem direkten Nachfolger HAPPINESS ist Todd Solondz exponierter Vertreter eines aufrechten US-Independentkinos, das die Klassiker zu ehren weiß. Originalität heißt beim heute 56jährigen, Seismograph zu sein für die Stimmungsschwankungen von Menschen, bevorzugt aus amerikanischen Vorstädten. Im Skurrilen ist bei ihnen noch immer das Melancholische, im Tragischen das Fünkchen Hoffnung, im Nüchternen das Abgedrehte zu finden. Unterm Strich: Originalität. Todd Solondz – ein Original.

WIENER-DOG ist nicht viel mehr als ein Dackel. Weniger gleich gar nicht. Im Film wird er durch vier Episoden gereicht, hat mal einen Namen, dann wieder keinen, soll Spielgefährte sein für einen 9jährigen, Seelentröster für eine Seniorin, Ersatzkind für ein Paar, Selbstmordattentäter im Auftrag eines desillusionierten Autors. Mit glattem braunen Fell, treuem Blick und kurzen Beinen wackelt der Dackel seine Besitzer ab. Die jedoch haben vor allem mit sich selbst zu tun. Remi ist gerade dem Krebsbett entstiegen, seine Eltern haben in dieser Zeit so sehr gelitten, daß sie am meisten selbst darüber erschrecken, wenn plötzlich ein Hund in ihrem noblen Hause ist. Fixe Ideen gehen selten gut, nicht mal, wenn man seinem kleinen Sohn über einen WIENER-DOG die Philosophie des Lebens beibringen könnte.

Der Bahre des Einschläferns entkommen, gehört der Dackel danach für kurze Zeit Dawn Wiener. Dawn wie? Ist das nicht … Ja, es ist das verquere, schwer gehänselte Mädchen aus dem TOLLHAUS. Erwachsen nun, Tierarztassistentin und mit rosa Brille wie gehabt. Mit ihr macht Hundi eine Reise nach Ohio und wird für Dawns kleine Option auf Glück gleich mal dagelassen, auf daß er mit der Kunst in Berührung komme.

Komisch-anrührende Situationen zuhauf, eine wunderbare Besetzung, punktierte Dialoge, Bildsprache, die nie ins Stottern kommt, Einfälle – Todd Solondz Is Back!

[ Andreas Körner ]