Originaltitel: MARIA RÊVE

F 2022, 92 min
FSK 6
Verleih: Atlas

Genre: Tragikomödie, Romantik

Darsteller: Karen Viard, Grégory Gadebois, Noée Abita

Regie: Laurianne Escaffre, Yvo Muller

Kinostart: 19.01.23

6 Bewertungen

Maria träumt

... und der ganze Saal gleich mit!

Immer zweimal wischen! Putzfrau Maria ist gründlich, manch’ Kunstuni-Student hingegen oft schlampig, ranzige Molkereiprodukte im Atelier zurückzulassen, ist eine Unart, also weg damit. Maria ist ein wenig tapsig, oft auch zu gutgläubig, ihr Blick verrät es, als sich ihre Chefin, die in allem herrlich entrückte Madame Desnoyers, nasenflügelbebend über die Entsorgung des Kunstwerks „Schmelzende Butter“ echauffiert. Längst aber war ein erster Flügelschlag eines Schutzengels in Form des Hausmeisters Hubert zu vernehmen, der beherzte Kerl hat die Butterschachtel im Müll gefunden, flugs aufgefüllt aus Kantinenvorräten, fertig! Alle sind’s zufrieden, dem vermutlich großen Künstler blieb das Malheur unbemerkt, die Sache mit der zerfließenden Butter hat indes auch die Herzen weich gemacht ...

Ein wunderbarer Einstieg in einen wahrlich wunderbaren Film, der leicht daherkommt, ohne auch nur in einem Moment flach zu sein. Das, was zwischen Maria und Hubert losgetreten wird, ist sofort besonders. Zärtlich, voller Witz, auch mit Ironie, zielgerichtet, aber immer mit einer großen Behutsamkeit. Sie haben ja beide schon ein Leben, zu Marias gehört eben auch ein Mann, ein Stoffel, sicher, aber eben seit Jahren ihr Mann und Vater einer im Moment verprellten Tochter. Und Huberts Leben scheint verwurzelt in der Académie des Beaux-Arts zu sein, im Prinzip wurde er hier geboren, um sicher irgendwann hier zu sterben. Nun ist Maria keine von denen, die schnell hinwerfen. Es muß sich richtig anfühlen, es wird sich richtig anfühlen, immer zweimal wischen ...

MARIA TRÄUMT ist ein Herzenswärmer, keiner, der sich anbiedert, vielmehr so auf Katzenpfotenart ins Innere kriecht, der Film bleibt im Tempo damit seiner Titelfigur treu. Hubert und Maria tauschen die richtigen Blicke, sie sagen die richtigen Sätze, ein hinreißender Wechsel aus herantastender Vorsicht und unaufhaltsamer Neugier, aus wackliger Ausbruchsangst und brennender Aufbruchslust.

Und dann dieses Knistern, wenn Hubert sich an einer Lichtanlage versucht und eher zufällig Bilder generiert, die in ihrer künstlichen Verzerrung nicht echter, nicht zärtlicher, nicht lustvoller sein könnten. Wir werden Zeuge einer in jeder Pore grundanständigen Liebesgeschichte, die sogar kurz vor Schluß mit einem fast unaushaltbaren DIE BRÜCKEN AM FLUSS-Moment aufwartet.

Über Karin Viard müssen wir noch sprechen: Sie ist eine der Schauspielerinnen, über die man kaum als Diva schreiben würde. Und dennoch hat sie selbst in der Kittelschürze etwas beinahe Aristokratisches, sie strahlt aus sich heraus, wenn andere strahlen müssen. Und sie beweist einmal mehr, daß sie über den so nötigen feinen Schliff für ganz große Komödienkunst verfügt.

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.